Die Karibikküste Kolumbiens verströmt - im Gegensatz zur ätherischen Luft in den Bergen - ein völlig anderes, entspannteres, "schlampigeres", Lebensgefühl.
An der Küste - die sich vom Golf von Uraba an der Grenze zu Panama, über die Sümpfe bei Cartagena bis in den trockenen Nordosten von Guajiara erstreckt - herrscht feucht-heißes Klima, afrikanische Rhythmen wie Cumbia und Vallenato klingen zu jeder Tageszeit, aus jedem Fenster und an allen Ecken, man wird verführt von Kulinarischem wie "Chipichipi" (eine kleine Muschel, die entlang der Küste von Barranquilla und Santa Marta zu finden ist, und in vielen Variationen auf den Tisch kommt), "Canasta de Coco" (süßes Kokos-Baiser-Gebäck, gefüllt mit einer Vanille-Weincreme, sündig gut!) und Fischeintopf, heiß und scharf.
Cartagena war seit jeher Umschlagsplatz für Handelswaren, die für den Export nach Spanien bestimmt waren und für Güter, die von Spanien über Cartagena nach Lateinamerika angeliefert wurden. Über die koloniale Hafenstadt wurde der Handel mit Silber, Gold, Smaragden, Tropenhölzern und Sklaven abgewickelt. Kein Wunder, dass Cartagena regelmäßig von Piraten angegriffen wurde - die Stadt wurde jedoch von der dicken Stadtmauer und von den Bewohnern heroisch verteidigt. Deshalb erhielt Cartagena auch den Beinamen "Cartagena la Heroica" - das "de Indias" als Zusatz im Namen dient zur Unterscheidung von der spanischen Stadt Cartagena.
Einige verheerende Piratenüberfälle konnte die Stadt jedoch trotz der massiven Mauern nicht abwehren: Sir Francis Drake drang 1586 mit über 1300 Mann in die Stadt ein, 1697 fiel Baron de Pointis über die Stadt her und raubte sie kräftig aus. Leider wurde der Gute von seiner Mannschaft um ca. 1/5 der Beute erleichtert. Nach erfolgreicher Beschwerde beim französischen Hof erhielt der Baron eine Entschädigung für die Mühen und den Verlust und als Belohung für den Raub an Cartagena wurde er sogar zum Admiral befördert.
Der schlimmste Überfall jedoch fand 1741, angezettelt von Sir Edward Vernon, statt. Mit 27.000 Mann drang er in die Stadt ein, belagerte sie 56 Tage lang. Gelbfieber, Typhus und Cholera setzten seiner Mannschaft kräftig zu - aber vor allem der einäugige, einarmige und einbeinige spanische Admiral Blas de Lezo verteidigte die Stadt mit aller Leidenschaft, und es gelang ihm schließlich die Briten zu vertreiben. Dieser gescheiterte Versuch, Cartagena zu erobern, sicherte die spanische Herrschaft in Lateinamerika für weitere, viele Jahre.
Blas de Lezo verstarb noch im selben Jahr an der Pest.
Heute kann man - von gewieften Falschgeldhändlern abgesehen - unbehelligt durch die Altstadt innerhalb und außerhalb der Mauern flanieren und tief in das karibisch-spanisch-koloniale Lebensgefühl eintauchen.
Hinter den imposanten Stadtmauern finden sich unzählige, prächtigste Stadtpaläste mit verspielten und tropisch begrünten Innenhöfen, jeder mit einem Steinbrunnen bestückt, erstklassige Museen, Restaurants und Hotels. In der Hauptsaison stürmen die Passagiere der Kreuzfahrtsmonster die Nobel-Boutiquen und Smaragd-Händler. Tagsüber herrscht rege Geschäftigkeit. Aber am frühen Abend, wenn das Meer eine kühlende Brise bringt und man Platz nimmt auf der Plaza de Santo Domingo oder im Patio des "Convento de Santa Clara", wenn der Himmel von Hellblau in ein sanftes Orange-Rosa verfärbt wird, kann man förmlich fühlen, wie jemand die schweren Eisentore der Stadtmauer schließt, wie es in diesem Juwel der Karibik immer stiller wird und man sich erholt von den Strapazen des Arbeitstages, vom Baden am Strand und von der Hitze.
Innerhalb der alten Stadtmauern zu nächtigen, ist ein Genuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Ich entschied mich für das Hotel "Casa del Curato" - "Das Haus des Pfarrers", ob hier jemals ein Geistlicher gewohnt hat, konnte ich nicht herausfinden. Gesicherte Information ist, dass dieses schöne und leistbare Hotel, ein ehemaliges Adelshaus aus dem 18. Jahrhundert ist. Gelegen im Viertel "San Diego", die Karibik gleich um die Ecke, die verschiedensten Blautöne umkräuseln das Viertel an der Avenida Santander im Norden des Hotels. Das Haus duftet nach Jasmin und Holzpolitur, im Innenhof befindet sich ein kleiner Pool, in dem man nach einer Stadtbesichtigung kurz eintauchen und sich abkühlen kann. Eine kleine Dachterasse eröffnet einen Blick über diese stolze Stadt und in die Innenhöfe, aufgeräumt und da und dort auch chaotisch. Verlässt man das Hotel durch das große Eingangsportal in die linke Richtung, so steht man wenige Meter weiter vor einer erdfarbenen Mauer, die ein ebenso erdfarbenes Gebäude umgibt: das Sommerhaus von Gabriel García Márquez.
Die Kirche und das Kloster "Santa Clara de Assisi" wurde von 1617-1621 gebaut - heute beherbergen die alten Mauern des geschmackvollst renovierten Klosters, das Luxushotel "Sofitel Legend Santa Clara". Das Hotel ist eine exuberante Mischung aus Alt und Neu. Inmitten von Kunst aus dem 17. Jhdt. kann man dekadente Feste feiern oder einfach nur ein paar Empanadas essen und die bunte Gästemischung beobachten.
Das Kloster ist aber auch Schauplatz von G.G. Márquez', "Gabo", wie der Schriftsteller von seinen kolumbianischen Freunden genannt wird, Roman "Von der Liebe und anderen Dämonen". Die Geschichte spielt im Cartagena des 18. Jahrhunderts, Stadt der spanischen Vizekönige, der Inquisition, des blühenden Sklavenhandels, und erzählt vom Schicksal der Tochter des Marqués de Casalduero, der im Kloster von Santa Clara der Teufel ausgetrieben werden soll.
DAS KLEINE CARTAGENA DE INDIAS: GETSEMANÍ
Diese Bilder entstanden im Stadtviertel "Getsemani" - ebenso Teil des historischen Zentrums von Cartagena. In Getsemani lebten bis ins frühe 20. Jahrhundert die Gewerbetreibenden, Handwerker, Händler, die die hohen Herrschaften "drüben" in den Palästen mit Lebensmittel, kunstfertiger Kleidung und handwerklichen Dienstleistungen versorgten.
Heute ist Getsemani ein aufstrebender, lebendiger, kultiger Ort geworden - jedes Jahr sprießen neue Hostales, Bars, Restaurants und Geschäfte aus dem Boden. Viele junge Künstler und Unternehmer haben sich hier niedergelassen. Die Mieten sind hier noch leistbarer als "drüben" im perfekt renovierten Altstadtteil von Cartagena.
Die Häuser sind dort nicht so hoch und prächtig - die Preise in den Restaurants aber niedriger und das Viertel sprudelt über vor Geschäftigkeit. Und natürlich gilt auch hier: Fünf Kolumbianer auf einem Platz ergeben eine (Tanz)Party.
Ich bin mir sicher: in wenigen Jahren ist Getsemani der "Place to be" in Cartagena.
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Claudia (Montag, 23 Januar 2017 20:15)
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